Ocean: Tarifflucht und Verdrängungswettbewerb auf Staatskosten – Beschäftigte kritisieren Lufthansa

30.09.2020 Pressemitteilung

In einem gemeinsamen offenen Brief haben sich am Dienstag insgesamt vierzehn Betriebsratsgremien und Personalvertretungen deutscher Airlines an Bundeskanzlerin Angela Merkel, verschiedene Bundesministerien sowie die Fraktionsvorsitzenden des deutschen Bundestages gewandt.

Die betrieblichen Vertreterinnen und Vertreter von insgesamt über 50.000 Beschäftigten bei Lufthansa, TUI fly, Condor, Eurowings, Germanwings, Lufthansa CityLine und Lufthansa Aviation Training kritisierten, die Lufthansa nutze Staatshilfen, um andere – ebenfalls mit Staatshilfen unterstützte Unternehmen wie Condor oder TUI fly – in der Krise aus dem Markt zu drängen und Lufthansa-Tarifstandards zu unterwandern. Der einzige Zweck der Neugründung der Lufthansa-Touristikplattform Ocean sei die Tarifflucht. Während Stellen im Konzern gestrichen werden und weitere tausende Stellen vom Arbeitsplatzabbau bedroht sind, solle innerhalb der neuen Lufthansa-Tochter zu Dumpingbedingungen neueingestellt werden.

ver.di und Aircrew Alliance halten, ebenso wie die Vereinigung Cockpit, die Sorge der Vertretungen für berechtigt.

Marvin Reschinsky, ver.di-Gewerkschaftssekretär für Eurowings-Beschäftigte, erkennt in den Stellenausschreibungen bei Ocean einen Angriff auf die Tarifstandards im Lufthansa-Konzern. So sollen genau die Beschäftigten, die in den Lufthansa-Töchtern SunExpress Deutschland und Germanwings gerade ihre Arbeitsplätze verlieren, nun bei Ocean wieder neu angestellt werden. Allerdings zu sehr viel schlechteren Bedingungen. Gleichzeitig seien auch tausende von Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern bei der Konzernmutter von Kündigungen bedroht. „Es ist einem Kabinenbeschäftigten in der Lufthansa kaum vermittelbar, dass sein Job akut in Gefahr ist und Lufthansa auf dem Flugzeug nebenan zu Dumpingbedingungen neu einstellt. Die Vergütungsbedingungen liegen noch unterhalb des Niveaus von Ryanair. Bewerber werden ausschließlich in Teilzeit angestellt, Flugbegleiter können bei Ocean lediglich mit einem Einkommen von etwas über tausend Euro netto rechnen. Damit untergräbt die Lufthansa das deutsche Lohnniveau in der gesamten Branche und schafft ein prekäres Arbeitsumfeld“, so Reschinsky. Lufthansa fehle es an einer tragfähigen Strategie, mit der Krise umzugehen. „Es ist notwendig, dass Lufthansa in der Krise innovativ langfristige Perspektiven entwickelt. Althergebrachte Strategien wie Angriffe auf Vergütungsstandards und Verdrängungswettbewerb sind allerdings nicht das richtige Konzept.“

Lufthansa ziele mit Ocean direkt auf das Feriengeschäft, das von TUIfly und Condor bedient werde, sagt Marian Drews, ver.di Tarifsekretär für die TUI fly. „Die Annahme von Hilfen der öffentlichen Hand zur Aufrechterhaltung von Unternehmensliquidität muss einhergehen mit der Übernahme von Verantwortung gegenüber den Steuerzahlenden und den Beschäftigten. So muss sichergestellt werden, dass entsprechende Mittel für die Sicherung von Arbeitsplätzen und nicht deren Bedrohung eingesetzt werden“, so Drews.

Das Schreiben der betrieblichen Gremien kann hier eingesehen werden:

Brief der betrieblichen Gremien an die Bundesregierung und Fraktionsvorsitzenden Herunterladen
„Es ist einem Kabinenbeschäftigten in der Lufthansa kaum vermittelbar, dass sein Job akut in Gefahr ist und Lufthansa auf dem Flugzeug nebenan zu Dumpingbedingungen neu einstellt.“
Marvin Reschinsky, Gewerkschaftssekretär

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