Kurzarbeit ohne Rechtsgrundlage? Flugbegleiter der Ryanair-Leiharbeitsfirma Crewlink in Deutschland können kaum noch ihre Miete bezahlen

15.03.2021 Pressemitteilung

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Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Aircrew Alliance kritisieren Ryanairs Leiharbeitsfirma Crewlink. Die Leiharbeitsfirma nutze in Deutschland mutmaßlich die Krise, um geltende Tarifverträge und in einigen Fällen sogar das Mindestlohngesetz zu unterlaufen.

ver.di liegen mehrere Fälle vor, in denen Nettolöhne von unter 100 Euro ausgezahlt worden seien. Crewlink begründe dies in den Gehaltsabrechnungen der rund 150 Kabinenbeschäftigten mit der Zahlung von Kurzarbeitergeld. Die Kurzarbeitsfähigkeit von Crewlink ist vom Landessozialgericht Bayern jedoch aberkannt worden.

„Obwohl die Voraussetzungen für Kurzarbeit durch Crewlink mutmaßlich nicht erfüllt sind, hält das Unternehmen Teile der tariflichen Vergütung seit Monaten zurück“, betont Susana Pereira Ventura, Gewerkschaftssekretärin für die Low-Cost-Carrier in der ver.di-Bundesverwaltung. „Dieses Verhalten ist untragbar. Crewlink muss umgehend eine Lösung für die Beschäftigten finden.“

Beschäftigte, die ihren Arbeitgeber um Erklärung baten, erhielten nach Informationen von ver.di oftmals keine nachvollziehbaren Antworten. Zum Bezug von Kurzarbeitergeld bedürfe es laut ver.di einer Vereinbarung zwischen den Beschäftigten und dem Arbeitgeber bzw. eines entsprechenden Tarifvertrages. Weder ver.di, noch den Betroffenen sind solche Vereinbarungen bekannt. Daher hätten Kabinenbeschäftigte beispielsweise bei den Arbeitsgerichten Berlin, Karlsruhe, Idar-Oberstein, Wesel und Frankfurt Klage eingereicht.

„Ein Unternehmen, das ohne rechtliche und vertragliche Grundlage unter Berufung auf angebliche Kurzarbeit Gehälter kürzt und dabei in Kauf nimmt, dass die Beschäftigten noch nicht einmal mehr ihre Miete bezahlen können, handelt verantwortungslos und kommt  der Fürsorgepflicht für seine Beschäftigten nicht nach“, so Pereira Ventura. ver.di und die Aircrew Alliance fordern Crewlink und Ryanair auf, die fehlenden Gehälter auszuzahlen und Entgeltverluste, die bis ins vergangene Jahr hineinreichen, unverzüglich auszugleichen.

Crewlink verleiht im Auftrag der Ryanair-Gruppe europaweit an 82 Stationen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter an die Ryanair-Konzernunternehmen Ryanair, Lauda, Buzz sowie die in Deutschland operierende und als Ryanair auftretende Malta Air. Die Zahl der Beschäftigten schwankt stark. Oftmals werden hier sehr junge Flugbegleiter in ihrem Berufseinstieg befristet angestellt, um sie später innerhalb des europäischen Ryanair Netzwerks weiterzuvermitteln. Bei Crewlink gelten seit 2018 alle tariflichen Regelungen, wie sie auch für die Crews von Malta Air bzw. Ryanair in Deutschland Anwendung finden. Dazu gehört auch, dass sich in Deutschland ansässige Crewlink-Beschäftigte, trotz ihres Arbeitsverhältnisses in Irland, auf deutsches Arbeitsrecht berufen können. Für Passagiere ist ein Unterschied zwischen Leiharbeitskräften und hauseigenen Crews nicht sichtbar.

 


Short-time work (KuG) without a legal basis? Flight attendants from Ryanair’s temporary employment agency Crewlink in Germany can barely pay their landlords

The union ver.di and the Aircrew Alliance criticize Ryanair’s temporary employment agency Crewlink. The temporary employment agency is allegedly using the crisis in Germany to undermine current collective agreements (CLA) and in some cases even the minimum wage law.
ver.di has several cases in which net wages of less than 100 euros were paid. Crewlink justified this in the pay slips of around 150 cabin workers with the payment of short-time work benefits. Crewlink’s ability to work short-time has, however, been revoked by the Bavarian State Social Court.

„Although the conditions for short-time work are presumably not met by Crewlink, the company has been holding back parts of the collective wage for months,“ emphasizes Susana Pereira Ventura, union official for the low-cost carriers in the headquarters of ver.di. „This behavior is intolerable. Crewlink must immediately find a solution for the employees.“
According to information from ver.di, employees who asked their employer for an explanation often received no comprehensible answers. According to ver.di, an agreement between the employee and the employer or a corresponding collective agreement is required to receive KuG benefits. Neither ver.di nor those affected are aware of such agreements. For this reason, cabin workers have filed a lawsuit with the labor courts for example in Berlin, Karlsruhe, Idar-Oberstein, Wesel and Frankfurt.

„A company that cuts salaries on the basis of alleged short-time work without a legal or contractual basis and accepts that employees can no longer even pay their landlords, acts irresponsibly and does not fulfill its duty of care for its employees,“ said Pereira Ventura. ver.di and the Aircrew Alliance are calling on Crewlink and Ryanair to pay out the missing salaries and to immediately compensate for any loss of wages that lasted into the past year.

On behalf of the Ryanair Group, Crewlink hires flight attendants at 82 stations across Europe to the Ryanair group companies Ryanair, Lauda, Buzz and Malta Air. The number of employees fluctuates greatly. Very young flight attendants are often employed here on a temporary basis in order to later refer them to the European Ryanair network. At Crewlink, all tariff regulations have been in effect since 2018, as they also apply to the crews of Malta Air and Ryanair in Germany. This also means that Crewlink employees based in Germany can invoke German labor law despite their employment relationship in Ireland. A difference between temporary workers and in-house crews is not visible to passengers.

 

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