Krise meistern, Beschäftigte schützen

10.02.2020 Infos rund ums Fliegen
Der Aircrew Alliance ist es wichtig, Augenmaß und Ruhe zu wahren & alle existierenden Standards zu schützen.
Mira Neumaier, ver.di Bundesfachgruppenleiterin Luftverkehr

Die Ausbreitung des neuartigen Corona­ Virus hat die Luftverkehrs­branche hart getroffen. Ein Gespräch mit der zuständigen ver.di ­Fachgrup­penleiterin Mira Neumaier über wirt­schaftliche Folgen und Schutz der Beschäftigten

Wie beurteilt ver.di die Auswirkun­gen der Corona­Krise auf den Luft­verkehr? Mira Neumaier | Die Krankheitswelle hat den Luftverkehr bereits sehr früh getroffen. Im Februar fielen erste Flugrouten aus, einzelne Regionen wurden nicht mehr an­geflogen. Anfang März kam es zu massiven Buchungsrückgängen. Das hat natürlich wirtschaftliche Folgen für die Gesamtbran­che. Hinzu kommt, dass der Großteil der Beschäftigten im Luftverkehr in sensiblen Bereichen arbeitet und daher Gesundheits­und Arbeitsschutz im Zentrum stehen.

Was für wirtschaftliche Folgen sind für die Beschäftigten der Airlines zu befürchten? Mira Neumaier | Die Auswirkungen zei­gen sich in der Stärke momentan ganz unterschiedlich. So ist etwa der Flugbetrieb der Lufthansa, und damit die Air Crew, un­mittelbar und massiv betroffen. Weil viele Konzerne Reiseverbote für ihre Beschäftig­ten ausgesprochen haben, sind große Teile des Geschäftskundenfelds weggebrochen. Im Tourismus ist es teilweise ebenso. Die­jenigen Airlines, die Flugzeuge nur leasen, trifft es ganz besonders hart. Ein Beispiel dafür ist der Konkurs der Flybe am 4. März. Entscheidend ist nun, wie der Sommerflug­plan aussehen wird. Das ist noch völlig unklar. Der Lufthansa­Konzern denkt nun auch über Kurzarbeit nach.

Was bedeutet das für die Beschäftig­ten am Boden? Mira Neumaier | Auch diese Kolleg*innen sind unmittelbar betroffen. Drei Beispiele: Bei der Line Maintenance der Lufthansa Technik wirkt sich die Krise sofort aus. Im Cargobereich kann es mittelfristig zu stär­keren Auswirkungen kommen. Die Groß­flughäfen sind stark betroffen, so hat Fraport einen großen Aktieneinbruch zu verkraften. Der Konzern hat den Beschäf­tigten freiwillige Teilzeit und unbezahlten Urlaub angeboten.

Was fordert ver.di zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten? Mira Neumaier | Wir sehen hier ein gro­ßes Informationsdefizit vieler Unterneh­men gegenüber ihren Beschäftigten. Nicht alle gehen mit Fragen und Ängsten so sinnvoll um, wie es derzeit die Lufthansa handhabt. Insbesondere Lowcoster und Bereiche, in denen keine Mitbestimmung vorherrscht, binden – wie immer – die Be­schäftigten nicht genug ein.

Was macht ver.di in dieser Krise? Mira Neumaier | Unser oberstes Ziel ist der Gesundheitsschutz der Beschäftigten, aber auch Arbeitsplätze und Entgelte abzu­sichern. Hier sind wir in enger Abstimmung mit der Bundesregierung, wir haben eine Ausweitung der Kurzarbeitsmöglichkeiten zum Wohle der Beschäftigten eingefordert. Klar ist aber auch: Der Luftverkehr hat im vergangenen Jahrzehnt hohe Profite einge­bracht – wir stellen daher unsere normale Tarifarbeit nicht ein. Nach wie vor setzen wir uns für einen existenzsichernden Branchen­tarifvertrag für die Bodenverkehrsdienste ein. Wichtig ist, dass wir die betrieblichen Akteure, die Betriebsräte, vernetzen und unterstützen, diese Krise zu meistern und die Beschäftigten zu schützen. Die beson­dere Stärke einer großen Luftverkehrs­gewerkschaft wie ver.di liegt darin, dass wir nahezu die gesamte Branche vertreten.

Sieht ver.di die Gefahr, dass die Un­ternehmen die Krise nutzen, um Ar­beitsbedingungen zu verschlechtern? Mira Neumaier | Wir haben es mit einer ernsten Krise der Branche zu tun. Dies kann auch mittelfristige Folgen für die Arbeits­bedingungen haben. ver.di und der Aircrew Alliance ist es wichtig, Augenmaß und Ruhe zu wahren und alle existierenden Standards zu schützen. Wir bleiben dran im Sinne der Beschäftigten

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