Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Corona-Krise trifft den Luftverkehr mit voller Wucht. ver.di und die Aircrew Alliance sind dabei, Voraussetzungen für Beschäftigungsschutz und Existenzsicherung zu erwirken. Im Lufthansa-Konzern ist dies in den meisten Betrieben bisher gelungen: Die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent ist zum Konzernstandard geworden. Begründet ist das durch die Vorarbeit der PV der Lufthansa Kabine und den ver.di Tarifvertrag “Ratio-Schutz” für das Gros der Beschäftigten im Konzern am Boden. Gleichzeitig nutzt ver.di als Zweimillionen-Mitglieder-Organisation ihre Lobby-Verbindungen in die Bundes- und Europapolitik um Beschäftigungsstandards zu sichern und zu halten, bzw. Beschäftigungssicherung und Hilfen für die Branche herzustellen.
Bei all den vermeintlich guten Nachrichten, was die Bereitschaft der Politik zu Hilfeleistungen in Form von möglichen Verstaatlichungen, Krediten oder Geldgeschenken angeht, ist für uns klar, dass diese staatlichen Hilfen auch bei den Beschäftigten ankommen müssen. Menschen vor Profiten! Es kann nicht angehen, dass Unternehmen und ganze Konzerne mit Milliarden an Steuergeldern gerettet werden sollen, die dann an anderer Stelle uns auf die Straße setzen wollen. Leider beobachten wir in der Branche, dass es Unternehmen gibt, die die Krise nutzen, um schnell Umstrukturierungsmaßnahmen durchzusetzen, auch solche, die betriebswirtschaftlich nicht mit der Corona-Krise in Zusammenhang stehen.
Und so mussten wir alle erfahren, dass der Lufthansa Konzern infrage gestellt hat, ob Tochterunternehmen durch die Krise hindurch weiterbetrieben werden sollen. Diese Nachricht hat uns schwer getroffen. Germanwings ist damit ein im besonderen Maße gefährdetes Unternehmen. Zuvor angestrebte Regelungen zur Kurzarbeit wurden vom Tisch gezogen. Da ein Bezug von Kurzarbeitergeld gleichzeitig eine Beschäftigungssicherung durch die Krise hindurch bedeutet hätte, ist zu befürchten, dass dieser Schritt bewusst gewählt wurde um Umstrukturierungspläne voran zu treiben und sich uns fliegenden Angestellten zu entledigen. Der Lufthansa-Konzern kann auf umfassende Hilfeleistungen des Steuerzahlers hoffen. Diese Hilfeleistungen jedoch dazu zu missbrauchen, einen Konzernumbau voranzutreiben, kann weder im Interesse der Beschäftigten, noch im Sinne der Steuerzahler sein.
Das Konzernmarketing hat jüngst eigens einen Hashtag „#wereallinthistogether“ kreiert. Als ver.di Tarifkommission fordern wir den Konzernvorstand auf, den Konzerntarif-Standard an Kurzarbeiterbedingungen auch auf die GWI-Kabine anzuwenden und ihr eigenes Mantra mit Leben zu füllen, dass der Konzern in dieser Krise zusammensteht. Die Brutalität, mit der Mitarbeiter*Innen der Germanwings hier mit Arbeitslosigkeit gedroht wird, obwohl mit Staatsgeldern diese ganzen Lohnkosten aufgefangen werden könnten, ist mehr als inakzeptabel.
Bereits in dieser Woche hat unsere Europa-Vereinigung, die European Transport Workers’ Federation (ITF), konkrete Forderungen an die Entscheidungsträger in Europa gestellt, dass auch die EU, die Luftverkehrsbranche zu unterstützen hat. Aber vor allem ist gefordert worden, dass Hilfeleistungen immer daran geknüpft werden müssen, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben und das unter Bedingungen, die für den Angestellten auch ein Auskommen während der Krise ermöglichen. Auch in Deutschland wird ver.di wird weiter in der Politik fordern, dass der Steuerzahler in den Erhalt von Arbeitsplätzen investiert und nicht allein für leere Konzern-Hüllen zahlt.
Wir senden besorgte Grüße. Lasst uns gemeinsam stark und vor allem gesund bleiben!
Eure ver.di-Tarifkommission Germanwings Kabine
Claus Boschmann (CGN), Maik Heide-Jensen (CGN), Sabine Herlitz-London (DUS), Jane Melchert (HAM), Emilio Rezzonico (CGN), Lucas Steinebrunner (DUS), Silke Wimmeroth (CGN)