EWG: Starke Kritik an Eurowings Personalpolitik

15.09.2022 Eilmeldung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auf den vergangenen Personalversammlungen der Kabine verkündete die Arbeitgeberseite in Zukunft Personal für die Eurowings GmbH im Ausland rekrutieren zu wollen. Deutschkenntnisse sollen dabei nicht mehr als Voraussetzung gelten.

Mit Blick auf andere Mitbewerber, die einen ähnlichen Weg gegangen sind, sehen wir durch dieses Vorhaben tarifierte Arbeitsbedingungen in Kabine und Cockpit langfristig bedroht. Deswegen positioniert sich ver.di klar gegen diesen einseitigen Vorstoß der Arbeitgeberseite, der weder mit den Tarifpartnern, noch mit den betrieblichen Mitbestimmungsgremien abgesprochen ist.

Möchte sich Eurowings damit ein Beispiel an Ryanair und Co. nehmen? Konkurrierende Airlines auf dem europäischen Markt haben diese Praxis bereits für sich entdeckt und perfektioniert: Gezielt wird in krisengebeutelten Ländern mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit nach Menschen gesucht, die in ihrer Heimat oftmals kaum noch Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt geboten bekommen. Diese missliche Situation wird im Anschluss von den Airlines (aus-)genutzt, um genau dort neue Beschäftigte für ihre Basen in wirtschaftlich stärkeren Ländern zu rekrutieren und sie zu meist prekären Bedingungen einzustellen und Tarifverträge im Anschluss mithilfe von Leiharbeitsunternehmen zu unterlaufen.

Die Folge dessen ist ein Druckaufbau auf die „teurere“, meist ältere Bestandsbelegschaft, die zu tarifierten, besseren Arbeitsbedingungen angestellt ist. Die Durchsetzbarkeit von guten Arbeitsbedingungen in Tarifverträgen bröckelt und eine Spirale der Abwertungen und Absenkungen wird ausgelöst, denn die neu rekrutierten Kolleginnen und Kollegen sind aufgrund ihrer misslichen und abhängigen Situation oftmals nicht in der Lage gegen schlechte Bedingungen zu protestieren.

Das werden wir nicht akzeptieren und deshalb gilt es diesen möglichen Prozess bereits im Anfangsstadium zu kritisieren und zu stoppen.

Doch selbst, wenn die beschriebene Situation nicht die Intention der aktuellen Geschäftsführung ist, dann wäre durch die neuen Voraussetzungen zukünftigen Akteuren auf Arbeitgeberseite Tür und Tor dafür geöffnet.

Viele andere Punkte sprechen aus unserer Sicht gegen die Rekrutierung im Ausland:

– Die Arbeitssprache würde sich ändern. Dies hätte Auswirkungen auf Arbeitsprozesse an Bord, beim Briefing und auf die Zusammenarbeit und das soziale Miteinander der Crews.

– Trainings müssten grundsätzlich verändert werden und an Trainer würden deutlich höhere Erwartungen gestellt werden. Wir halten es auch aus Sicherheitsaspekten weiterhin für richtig, wenn Trainings in der Muttersprache der mehrheitlich deutschsprechenden Crews stattfinden.

– An unterschiedlichsten Stellen würde es durch diese Veränderung zu einer Mehrbelastung für Beschäftigte kommen. Lediglich Purser müssten künftig die deutsche Sprache beherrschen. Der überwiegende Teil unserer Passagiere möchte und wird auch in Zukunft an Bord mit uns deutsch sprechen wollen. Wenn im ungünstigsten Fall alle FBs an Bord nur Englisch sprechen, dann werden allein Purser die Kommunikation und Betreuung der Passagiere übernehmen müssen.

– Wir sehen darin jedoch auch einen Qualitätsverlust unseres Produktes ggü. unseren Passagieren. Sie erwarten von der Marke Eurowings deutschsprechendes Personal, mit dem sie barrierefrei kommunizieren können. Dadurch heben wir uns von Wettbewerbern wie Ryanair und ähnlichen ab. Ein starkes Argument für Eurowings. An dieser Stelle befürchten wir auch wirtschaftliche Auswirkungen aufgrund dieser Entscheidung.

Als ver.di stehen wir für eine starke und selbstbewusste Eurowings GmbH im Lufthansa Konzern. Das haben wir mit unseren Tarifkommissionen bereits in der Vergangenheit bewiesen als andere Gewerkschaften ein Wachstum bei EWG aufgrund ihrer Konzernpolitik zulasten hunderter Kolleginnen und Kollegen aus Cockpit und Kabine verhindern wollten. Ohne unser klares Bekenntnis zur starken EWG im Konzern und der daraus abgeleiteten Tarifarbeit und -Abschlüssen hätten viele Kolleginnen und Kollegen aus Cockpit und Kabine, z.B. aus der Air Berlin, keine berufliche Perspektive in der Eurowings gefunden.

Auch diese Herausforderung und damit die Absicherung von tarifierten Arbeitsplätzen in Deutschland können wir als Kabine und Cockpit nur gemeinsam bewältigen. Die Antworten auf mangelnde Bewerberzahlen in Deutschland können nur tariflich durch bessere und attraktive Vergütungs- und Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Dann wird ein Personalwachstum mit neuen sowie berufserfahrenen Kolleginnen und Kollegen vom lokalen Arbeitsmarkt möglich sein. Lasst uns dafür solidarisch zusammenstehen und aktiv werden. Wir informieren in Kürze zu unserem weiteren Vorgehen diesbezüglich.

Da wir u.a. solche strategischen Ausrichtungen der Unternehmensführung im Sinne der Beschäftigten wirtschaftlich kompetent hinterfragen möchten, treten wir als Gewerkschaft mit einem geschulten Team aus dem Luftverkehr bei der Aufsichtsratswahl als „ver.di“-Liste an. Daneben können wir euch die betriebliche Arbeitnehmerliste „Kabine & Cockpit ver.eint!“ ans Herz legen, die die gleichen Ziele verfolgt.

Wir wollen die Belegschaften der Kabine und des Cockpits der Eurowings mit ihren Interessen im Aufsichtsrat in den Mittelpunkt stellen. Keine Konzernpolitik zulasten unserer EWG, sondern gemeinsames Eintreten für eine starke, selbstbewusste Eurowings. Diese Haltung ist wählbar. Wir freuen uns, wenn du uns bei der Aufsichtsratswahl mit deiner Stimme unterstützt.

mehr News über Eurowings Aircrew Professional Tarif Eilmeldung

Get in touch with us

Dennis Dacke

030 6956-2609

Emilio Rezzonico

0160 334 09 78