Demonstrant mit Plakat Aufschrift "Mayday"

CFG: gemeinsamer Brief von UFO, VC und ver.di

25.05.2022 Eilmeldung

Gemeinsamer Brief der Gewerkschaften UFO, Vereinigung Cockpit und ver.di

Sehr geehrter Herr Teckentrup,

Sehr geehrter Herr Hundt,

Sehr geehrter Herr Schmitt,

Sehr geehrte Frau Weißmüller,

wenn Ihnen alle drei im Betrieb vertretenen Gewerkschaften in einem gemeinsamen Brief schreiben, ist Ihnen der Ernst der Lage sicherlich schon auf Grundlage des Formates bewusst.

Wir als Condor-Beschäftigte sind Leid gewohnt. Wir sind auch große Belastungen gewohnt. Wir waren bisher auch immer bereit zum Wohle der Firma und zum Erhalt unserer Arbeitsplätze viel zu investieren. Diesen Invest haben wir auf unser Vertrauen in die Firma gestützt. Im Gegenzug erwarten wir einen Umgang mit uns, der im Einklang mit unseren tariflichen und betrieblichen Mindeststandards steht. Wir erwarten, dass die Geschäftsleitung stets tarifkonform und stets nach unseren Betriebsvereinbarungen handelt. Alles andere ist nicht hinnehmbar.

Leider erleben wir derzeit bereichsübergreifend genau das Gegenteil. Die krisenangepassten Tarifvertragsreglungen von allen Gewerkschaften ermöglichen es der Condor uns als Crews – egal ob im Cockpit oder der Kabine erhöht und flexibler einzusetzen. Das dies für eine erhöhte Belastung sorgt ist selbsterklärend. – Das ist auch in der Geschichte mit TC Insolvenz, gescheitertem PGL Verkauf und Corona unser schmerzliches, aber zugleich auch wertschätzendes Zugeständnis an unsere Condor. Was wir der Condor nicht zugestehen ist all das, was darüber hinaus auf uns regelrecht einprasselt. Tägliche operative Veränderungen seitens der Firma, augenscheinliche Brüche von tariflichen oder betrieblichen Standards und die damit leider oft einhergehende Nichtkommunikation sind unhaltbar und verärgern uns.

Der Sommer wird der wichtigste in der Geschichte unserer Condor – das ist uns allen bewusst. Nichtsdestotrotz sind wir in der Kabine, Flight Deck aber auch in OPS und Technik diejenigen die diesen Sommer gemeinsam stemmen müssen. Dafür brauchen wir Ihre Zusage, dass Sie sich an das halten, was die Gewerkschaften und die Personalvertretung mit Ihnen vereinbart haben.

Wir halten uns an unsere Regelungen, Abläufe und gesetzlichen Vorschriften. Wir erwarten dies auch von unserer Arbeitgeberin. Wir erwarten zeitgleich kein sprichwörtliches Katz- und Maus-Spiel im Einsatz oder kreative Auslegungen der Mindeststandards. Sie tragen Verantwortung für jede und jeden einzelnen von uns. Die Herren Teckentrup, Hundt, Schmitt und Frau Weißmüller – nehmen Sie diese Verantwortung ernst.

Der Sommer wird hart, dass zeigt sich jetzt schon in personalmangelbedingten Annullierungen und der Masse an Flugstunden die sich anhäufen. Viele von uns stehen schon jetzt an der individuellen Belastungsgrenze. Das sorgt nicht nur für Frust, sondern auch für Wut und Unmut von vielen. Das kann nicht das Ziel von Condor sein. Die Fatigue-Reporte der letzten Monate sprechen hier exemplarische Bände.

Wir erleben Kolleginnen und Kollegen die in Tränen ausbrechen, Bange haben zu verschlafen, oder ihrer Familie bzw. ihren Kindern nicht mehr gerecht zu werden. Wir erleben, dass viele regelrechte Furcht haben, durch AOGs irgendwo zu stranden. Auch das kann nicht das Ziel von Condor sein.

Wir erleben Angst-Situationen, beispielsweise wegen der Aufhebung der Freiwilligkeit bei China und ISU-OPS. Wir lesen täglich Nachrichten von Kolleginnen und Kollegen die Angst haben Flüge durchzuführen – Kolleginnen und Kollegen die die Belastung regelrecht auffrisst. Kolleginnen und Kollegen die nichtsdestotrotz ihren Dienst tun und für die Firma alles geben. Doch wie lange noch? Was glauben Sie wie lange diese Kolleginnen und Kollegen das noch aushalten? Was wird Condor tun, wenn wir mit noch größeren Krankheitsquoten konfrontiert werden? Wollen Sie dann „den Rest“ noch mehr belasten, bis auch diese Menschen ausbrennen? Wir nehmen im Moment war, dass diese Missstände ausgesessen werden. Auch das ist untragbar.

Kolleginnen und Kollegen der Kabine verstehen beispielsweise nicht, warum Arbeitsabläufe beinahe täglich umgestellt und oftmals kleinteiliger werden. Oder auch die desaströsen Testläufe der reservierbaren Overhead Compartments. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Cockpit verstehen u.a. nicht mehr warum immer mehr Zusatzarbeiten ohne Arbeitszeiterfassung erledigt werden müssen. Unglaublich viele Amendments und eine sicherheitsrelevante Informationsflut ohne klare Struktur entnervt selbst Piloten.

Zusammengefasst kann dieser wichtige Sommer nur gelingen, wenn sich alle an die Spielregeln halten und keiner beginnt Regeln zu dehnen, auszusetzen oder mit Druck auf eine Freiwilligkeit zu pochen. Wir sind gegenseitig voneinander abhängig, wir haben das gleiche Ziel, wir haben gemeinsame Spielregeln – lassen Sie uns nach diesen Spielregeln spielen.

Nur gemeinsam werden wir in eine erfolgreiche Zukunft blicken können. Nur gemeinsam werden wir das Ruder herumreißen. Nur gemeinsam werden wir unsere Condor voranbringen. Wir haben ein gemeinsames Ziel, lassen Sie uns gemeinsam und fair dieses Ziel erreichen.

Wir erwarten Ihre zeitnahe Antwort.

Unterschiften

Anja Bronstert – stv. Vorsitzende UFO

Stefan Herth – Präsident der VC

Holger Rößler – Gewerkschaftssekretär ver.di

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